In Siegen soll die Natur in all ihren Facetten mit digitaler Hilfe neu erlebbar werden.
Quelle: Jan Marc Heitze
Mario Ziogas
Projektmanager im REGIONALE-Team
Tel.: 0151 / 27728007
E-Mail: m.ziogas@suedwestfalen.com
Prof. Dr. Jasmin Mantilla-Contreras
Leiterin Biologische Station Siegen-Wittgenstein
Tel.: 02732/767734-3
Neue Wege in der Umweltbildung – Naturphänomene werden digital erlebbar
Was passiert alles in einem Wald? Wo leben zum Beispiel welche Tiere und wie verändern sich Bäume im Laufe der Jahreszeiten? Genau auf solche Fragen will die Biologische Station Siegen-Wittgenstein mit ihren Partnern auf spielerische Art und Weise Antworten geben und die Natur digital erlebbar machen.
Im Erlebniswald Historischer Tiergarten in Siegen wird schon bald eine Vielzahl von Sensoren, Messgeräten, Mikros und Kameras Echtzeitdaten einholen, die dann auf einer frei zugänglichen Webseite gesammelt und ausgewertet werden. So kann man zum Beispiel direkt vom eigenen Computer einen Blick in die Höhle eines Spechtes werfen, Fledermäuse beobachten oder das Innenleben eines Baumes erkunden.
Bei ‚Natur digital begreifen‘ geht es darum, mit digitalen Medien quasi hinter die Kulissen der Natur schauen zu können.
Prof. Dr. Jasmin Mantilla-Contreras, Leiterin der Biologischen Station
Was bislang im Verborgenen geschieht, soll sichtbar gemacht und verständlich erklärt werden: aufbereitet und abrufbar für Kinder und Erwachsene auf einer Webseite und jederzeit mobil. „Wir möchten den Gästen die Vielfalt des Siegener Tiergartens zeigen“, ergänzte Prof. Dr. Klaudia Witte, Professorin am Institut für Biologie der Universität Siegen und Vorstandsmitglied der Biologischen Station Siegen-Wittgenstein und nennt ein weiteres Beispiel. „Da gibt es das System des sogenannten ‚Twittering Trees‘, also der twitternde Baum. Sensoren messen den Wasserfluss und helfen uns zu verstehen, wie es dem Baum geht. Hat er gerade Stress? Und was bedeuten trockene Sommer oder Winter für ihn?“
Mikrofone, Kameras, Sensoren und Echtzeitdaten machen es möglich, den Wald neu zu erleben. Installierte Mikrofone etwa nehmen Fledermäuse und Vogelstimmen auf, führt Dr. Urs Gießelmann vom Institut für Biologie der Uni Siegen aus. „Die Vogelstimmen werden über eine Software bestimmt. So erfahren die Leute, welche Arten hier vorkommen und wie sie klingen. Das hilft, beim Spaziergang Geräusche im Wald bewusster wahrzunehmen.“
Digital verstehen und vor Ort erleben
Den Beteiligten ist wichtig, dass es nicht beim digitalen Erlebnis bleibt. Im Gegenteil. „Mit unserem Projekt wollen wir bei den Menschen das Interesse wecken, mit offenen Augen und Ohren durch die Natur zu gehen“, sagt Jasmin Mantilla- Contreras. „Damit es auch passiert, bieten wir zusätzliche Module an, also zum Beispiel Führungen, Exkursionen oder auch Geocaching, bei dem Waldgäste mit ihrem Smartphone Rätsel lösen und so im Tiergarten von einer Station zur anderen geleitet werden.“
Was in Siegen ausprobiert, ist modellhaft für Südwestfalen. Es könnte auf andere Naturbereiche – etwa Gewässer – und auch andere Orte übertragen werden. Besonders interessant könnte daher die Zusammenarbeit mit dem REGIONALE-Projekt “Naturentdeckerorte“ sein. Bei diesem Vorhaben arbeiten die drei südwestfälischen Naturparke zusammen, um Lernorte für Kinder und Familien an verschiedenen Orten in der Region einzurichten. Ein Vorhaben, in das auch die digitalen Angebote der Universität Siegen einfließen könnten.
Das Projekt der REGIONALE 2025 wird mit 144.000 Euro von der NRW-Stiftung gefördert. Mit insgesamt weiteren 23.500 Euro unterstützen das Vorhaben der Naturschutzbund NABU, die Sparkasse Siegen sowie die Bürgerstiftung Siegen und die Rolf H. Brunswig Stiftung für Klima, Umwelt und Natur.